Leseprobe

Troost bereitete seine Kompositionen häufig mit umfangreichen Studien vor und fertigte zum Teil mehrere Varianten seiner Bilderfindungen an. Das Thema der Frank­ furter Zeichnung wählte der Künstler bereits 1739/40 für eine Folge von fünf bildmäßigen, großformatigen Pastellen, die den Titel NELRI erhalten hat und heute im Mauritshuis in Den Haag aufbewahrt wird. 5 Dort werden ebenfalls die Auswirkungen übermäßigen Alkoholkonsums thematisiert, allerdings in Form einer sich entwickeln- den Geschichte: Einige gutsituierte Herren

sind zusammen gekommen, um gebildete Gespräche zu führen, bis sich der Abend zu einem Trinkgelage entwickelt, bei dem sich die Teilnehmer völlig vergessen; auch dort wird begrabscht, uriniert und sich überge- ben. Die Werke wurden von dem Leidener Juristen und Poeten Theodoor Snakenburg (1695–1750) bei Troost in Auftrag gege- ben. Das letzte der fünf Pastelle Ibant qui poterant, qui non potuere cadebant (Die konnten, liefen; die nicht konnten, fielen um) zeigt einen mit Suijpe Steijn vergleich- baren Aufbruch, allerdings in der Nacht

und mit einer Kutsche (Abb.). In der eben- falls im Auftrag entstandenen Gouache Drinkenburg , aus demselben Jahr wie die Frankfurter Zeichnung, verlegte Troost die Szene der Haager Komposition in das Morgengrauen. 6 Auch in Suijpe Steijn scheint diese Tageszeit, vielleicht noch ein biss- chen später, gewählt zu sein. Die Kutsche ersetzte Troost in der Frankfurter Zeich- nung durch ein Boot. Typische Figuren, wie die urinierende Rückenfigur, der sich über- gebende Herr oder der Mann, der gestützt werden muss, setzte der Künstler wiederholt

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